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06.03.2024

Farbe der Forschung 2024 - Komplexität wagen - Vielfalt kultivieren

Die Farbe der Forschung ist ein eher intimer Kongress, auf dem wir alle 10 Jahre Wissenschaftlerinnen und Praktiker einladen, gemeinsam Zukunftsthemen der Landwirtschaft aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und zu diskutieren. Das Thema der dritten Ausgabe am 15./16. März in Berlin lautet „Komplexität wagen – Vielfalt kultivieren“. 

Wie kompliziert die Welt ist, in der wir leben, entgeht gerade niemandem. Wie komplex sie ist, erscheint dagegen einer genaueren Betrachtung wert. Wo hatte die Wissenschaft ihr Augen? Wie kann es sein, dass die Mutter aller Vielfalt des Lebens auf diesem Planeten, das Mikrobiom bis heute weitgehend unerforschtes Land ist? Als eigene Wissenschaftsdisziplin ist die Mikrobiomforschung gerade einmal 25 Jahre alt. Nur ein verschwindend kleiner Anteil der Mikroben und Viren, Pilze und Algen aus denen das globale Mikrobiom besteht, ist bisher kartiert. Verstanden haben wir noch viel weniger von dem vielschichtigen Beziehungsgeflecht der wilden Gemeinschaften, von ihrer unglaublichen Kreativität, Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit.

Dass wir Menschen selbst mehr fremde als eigene DNA beherbergen und ganze Ökosysteme interagierender Mikroorganismen sind, hat sich in letzter Zeit besonders in medizinisch und ernährungswissenschaftlich interessierten Kreisen herumgesprochen. Dass jede Pflanze und jedes Tier ein solcher Holobiont, ein in Jahrmillionen gewachsenes, symbiotisches, mit anderen Holobionten interagierendes Gesamtkunstwerk darstellt, ist dagegen noch lange nicht die Grundlage unserer Agrar- und Ernährungskultur. Das Verständnis dieser „biologischen Intelligenz“, ihrer gemeinsamen Kommunikationsgrundlagen und Evolutionsprinzipien, die weit über Darwins Erkenntnisse hinausweisen, steckt noch in den Kinderschuhen. Gewiss, alles hängt mit allem zusammen, aber wie? Das beginnen wir gerade erst zu begreifen. Man möchte fast meinen, dass derartige Komplexität sich männlichem Erfindergeist und klassischer naturwissenschaftlicher Beweisführung durch präzise Isolation einzelner Faktoren entzieht.

Entsprechend bescheiden ist bisher der Nutzen, den moderne Landwirtschaft, Gärtnerei und Lebensmittelproduktion, trotz Jahrtausende alter traditioneller und indigener Vorarbeit, aus der gezielten Kultivierung des Zusammenspiels von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen zieht. Vor diesem Hintergrund diskutieren wir praktische Erfahrungen mit Mischkulturen in Kassel und China, in Mexiko und Münster, Hessen und Spanien, Bayern und Andra Pradesh, mikro und makro. Der post-industrielle, agrarökologische Land- und Gartenbau samt Forstwirtschaft, der sich in Europa noch eher in innovativen Nischen entwickelt, hat in den beiden größten und traditionsreichsten Agrarnationen der Welt, in Indien und China längst großflächige Dimensionen angenommen.

Ein besonderes Hightlight ist deshalb der öffentliche Abendvortrag von Vijay Kumar Thallam, dem Initiator des Andra Pradesh Community Managed Natural Farming Programms, dem wahrscheinlich größten agrarökologischen, auf Mischkulturen und mikrobiomischen Techniken basierenden Umstellungsprogrammes der Welt, an dem mittlerweile eine Million Höfe beteiligt sind.

Zum Schluss betrachten wir wie sich biologische und maschinelle Intelligenz begegnen. Dabei geht es um Erfahrungen mit digitaler Unterstützung agrarökologischer Praktiken auf der einen und Perspektiven digitaler Kontrolle und Aneignung des Lebens auf der anderen Seite.

Hier mehr zum Programm und zur Anmeldung erfahren.

Veranstaltungsort:
Heinrich-Böll-Stiftung
Schumannstraße 8
10117 Berlin

Veranstaltungszeiten:
Freitag, der 15.03.2024 von 13:30 bis 21:00 Uhr
Samstag, der 16.03.2024 von 9:00 bis 16:00 Uhr 
 

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