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3 Frauen – 3 Fragen zum internationalen Frauentag
Der internationale Weltfrauentag am 8. März 2025 ist für uns ein willkommener Anlass, ein Auge auf die Landwirtschaft zu werfen:
Traditionelle Geschlechterrollen sind hier nach wie vor ausgeprägt und die Arbeit von Frauen passiert häufig kaum beachtet im Hintergrund. Gerade deswegen soll hier ein Licht auf ihre unverzichtbare Arbeit geworfen werden.
In diesem Jahr stellen wir anlässlich des Weltfrauentags drei Fragen an drei inspirierende, in der Landwirtschaft tätige Frauen.
Monika Baumann leitet seit 2019 die Getreidezüchtung Peter Kunz (GZPK) in Feldbach in der Schweiz mit einem Team von etwa 20 Mitarbeiter*innen. U.a. die Personalführung, die Finanzierung der kostenintensiven Pflanzenzüchtung, die Repräsentation der GZPK in landwirtschaftlichen und politischen Gremien und die Öffentlichkeitsarbeit gehören zur ihren Kerntätigkeiten. Vor ihrer Arbeit bei der GZPK war sie in der männerdominierten Welt internationaler Konzerne tätig.
Braucht es den Weltfrauentag in der Landwirtschaft?
„Unbedingt! Solange ich bei Branchentreffen zur Biolandwirtschaft oder Getreide in der Schweiz die Frauen an einer Hand abzählen kann und Entscheide hauptsächlich von Männern getroffen werden, fehlt die Perspektive der Frauen.“
Gibt es für dich (weibliche) Vorbilder, an denen du dich in deiner Arbeit orientierst?
Meine Berufserfahrungen habe ich stets in Männer dominierten Branchen und Organisationen gemacht, dabei haben mich in Sachen Führung meine weiblichen Vorgesetzten am meisten geprägt. In der Biozüchtung und ökologischen Landwirtschaft bleiben mir Begegnungen mit Frauen in Erinnerung, die sich seit Jahren für das Denken in Systemen stark machen und trotz teils starkem Gegenwind an ihren Visionen festhielten. In meiner täglichen Arbeit schätze ich den Austausch mit Kolleginnen, die sich in ähnlichen Leitungspositionen engagieren.
Hättest du für die Frauen in der Landwirtschaft einen Wunsch frei, was würdest du dir wünschen?
Mehr Sichtbarkeit und Mitbestimmung.
Alina Reinartz ist gelernte Landwirtin mit 12 Jahren Solawi-Praxis-Erfahrung. Seit 2017 arbeitet sie im Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V., zuletzt als Vorstand und Teil der Geschäftsführung, an der Verbreitung und Weiterentwicklung des Solawi-Konzepts sowie in der Bildung und Beratung. Darüber hinaus begleitet sie als selbstständige systemische Organisationsentwicklerin und Soziokratieexpertin (Solawi-)Betriebe und andere Organisationen.
Braucht es den Weltfrauentag in der Landwirtschaft?
Der Weltfrauentag ist schon über 100 Jahre alt. Somit ist er zum einen Erinnerung an all jene Frauen vor uns, die für die Gleichberechtigung aller Menschen gekämpft haben. Zum anderen Anlass laut darauf aufmerksam zu machen, dass das Ziel noch immer nicht erreicht ist. Gerade jetzt gilt es den erstarkenden reaktionären Kräften die Stirn zu bieten und für die Sichtbarkeit und Rechte von FLINTA* * in der Landwirtschaft sowie gesamtgesellschaftlich einzutreten.
Gibt es für dich (weibliche) Vorbilder, an denen du dich in deiner Arbeit orientierst?
Ich habe nicht das EINE Vorbild. Es sind viele verschiedene FLINTA* in Vergangenheit und Gegenwart. Immer wenn ich von Frauen aus der Geschichte höre, die sich als erste in einem (wissenschaftlichen) Feld durchgesetzt haben oder als Aktivistinnen für ihre Rechte gekämpft haben, bin ich beeindruckt ob des Muts und der Unbeirrbarkeit, die sie aufgebracht haben. Gleichzeitig inspirieren mich heute Frauen im näheren und weiteren Umfeld, die trotz der häufig sehr widersprüchlichen Erwartungen im Außen, ihren Weg gehen. Allen voran diejenigen, die eine Betriebsleitung innehaben oder übernehmen wollen.
Hättest du für die Frauen in der Landwirtschaft einen Wunsch frei, was würdest du dir wünschen?
Ich wünsche mir nicht nur, sondern ich fordere und setze mich dafür ein, dass FLINTA* in der Landwirtschaft die gleichen Chancen erhalten, wie ihre männlichen Kollegen. Dass sie in der Ausbildung genauso viel über Maschinen lernen und nicht beim Kälberfüttern oder Gemüseputzen abgestellt werden. Dass sie bei der Hofnachfolge bzw. Existenzgründung frei von Rollenklischees ernst genommen werden und dass sie für ihre Care-Arbeit im Hofalltag Geld und Wertschätzung erhalten. In Solawis gibt es in der Tendenz einen größeren Frauenanteil in Verantwortung und häufig durch die Zusammensetzung der Gruppen eine erhöhte Sensibilität für das Thema. Trotzdem braucht es insgesamt flächendeckend Aufklärung, Empowerment und Förderungen für FLINTA* in der Landwirtschaft.
Luise Holzapfel sammelte weltweit praktische Erfahrungen auf verschiedenen ökologisch wirtschaftenden Betrieben, bevor sie in Eberswalde Ökolandbau und Vermarktung studierte und in Witzenhausen den Master in ökologischer Landwirtschaft abschloss. Heute koordiniert sie die Ausbildung von Landwirt*innen und Gärtner*innen in der biodynamischen Landwirtschaft. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung einer zukunftsfähigen Landwirtschaft – insbesondere durch Bildungsarbeit und die Weiterentwicklung praxisorientierter Ausbildungskonzepte.
Braucht es den Weltfrauentag in der Landwirtschaft?
Frauen in der Landwirtschaft leisten viel, sind aber oft weniger sichtbar. Der Tag erinnert daran, ihre Arbeit und Perspektiven stärker in den Fokus zu rücken. Also ja, es braucht den Weltfrauentag auch in der Landwirtschaft.
Gibt es für dich (weibliche) Vorbilder, an denen du dich in deiner Arbeit orientierst?
Ich bewundere jede Frau, die in der Landwirtschaft wirkt – oft immer noch im Verborgenen, in der Sorgearbeit oder im Hintergrund. Was Frauen in der Landwirtschaft leisten, verdient einfach endlich mal mehr Sichtbarkeit!
Hättest du für die Frauen in der Landwirtschaft einen Wunsch frei, was würdest du dir wünschen?
Dass ihre Arbeit als selbstverständlich wertgeschätzt wird – finanziell, gesellschaftlich und in den Strukturen der Landwirtschaft.
Mehr über Frauen in der Bio-Branche
- Weitere Frauen aus dem Ökolandbau und der Bio-Branche werden auf dem Informationsportal oekolandbau.de vorgestellt.
- Das Video "Pionierinnen des ökologischen Landbaus - Passion und Prefession mit Mathilde Schmitt" (youtube) stellt bedeutende Frauen vor, die die Entwicklung des Ökolandbaus vorangebracht haben.
- Das BioFrauenNetzwerk stärkt die Rolle und Beteiligungen von Frauen in der Bio-Branche und lädt zu Netzwerktreffen und einem Mentorinnen-Programm ein.