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03.06.2025

25 Jahre Zukunftsstiftung Landwirtschaft

Rückblick auf die Jubiläumsfeier

Am 4. Mai 2000 gründeten 20 Stifter*innen auf Initiative der GLS Treuhand die Zukunftsstiftung Landwirtschaft auf dem Dottenfelderhof in Bad Vilbel. Beteiligt waren damals u.a. die GLS Bank, die Stiftung Ökologie und Landbau, die Schweisfurth Stiftung, Kulturland und weitere Organisationen und Höfe gemeinsam mit einigen Privatpersonen.

25 Jahre später feierte die Stiftung nun ihr Jubiläum gemeinsam mit etwa 200 Gästen ebenfalls auf dem Dottenfelderhof. Im Mittelpunkt standen die Erfolge und Erfahrungen der bisher geförderten Projekte. Zahlreiche Führungen auf dem Gelände des Dottenfelderhofes verdeutlichten, welche Wirkung die ökologische Landwirtschaft in den unterschiedlichsten Bereichen haben kann. Exemplarisch für die vielen bisher geförderten Initiativen waren hier die Getreide- und Gemüsezüchtung, die Kuhherde und der Schulbauernhof zu sehen.

Neben mehr als 10 Workshops und Führungen gab es einige hochkarätige Vorträge: 

  • Dr. Jürgen Fritz von der Universität Kassel berichtete u.a. von den signifikant nachgewiesenen Wirkungen der bio-dynamischen Präparaten auf das Mikrobiom im Boden unterschiedlicher Standorte.

  • Dr. Florian Leiber vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) plädierte für einen neuen Blick auf die Tiere in der Landwirtschaft und auf die damit verbundene Aufgabe für den Menschen. Er wies darauf hin, dass wir mit der zunehmenden Verdinglichung der Tiere als reine Produktionsfaktoren im Grunde auch unsere eigene Würde verletzen.

  • Gaby Mergardt, Mitarbeiterin der Universität Kassel, zeigte aktuelle Ergebnisse der bildschaffenden Methoden hinsichtlich unterschiedlicher Möhrensorten. Während man durch chemisch stoffliche Analysen keine Unterschiede findet, zeigen sich durch wissenschaftlich evaluierte Sensorik Unterschiede. Gaby Mergardt kann diese Unterschiede einzelner Sorten nun auch über sogenannte bildschaffende Methoden über verblindete Proben ebenfalls zeigen. Damit gibt es ein neues Instrument zur Qualitätsbeurteilung.

  • Der Arzt Prof. Dr. David Martin von der Universität Witten-Herdecke wies u.a. darauf hin, wie gesundend Landwirtschaft wirken kann, z.B. auch für Kinder und Jugendliche, die im direkten Wahrnehmen und Erleben von Zusammenhängen ein Gegengewicht zur zunehmenden Digitalisierung finden können.

  • Im Abschlussvortrag skizzierte Martin von Mackensen von der Betriebsgemeinschaft Dottenfelderhof einige Herausforderungen, denen sich der Ökolandbau in den nächsten 25 Jahren verstärkt stellen muss. Es wird also für die Zukunftsstiftung und weitere landwirtschaftlichen Stiftungen auch in Zukunft viel zu tun geben.

 

Mit leckerstem Essen – fast 80 % der Zutaten stammten vom Dottenfelderhof – und einem atemberaubend virtuosen Konzert von Uwaga sowie dem anschließenden Two Tongue Clan (Weiterleitung zum Instagramm-Account) aus Witten, der mit viel „drive“ zum Tanzen einlud, sind weitere Highlights zu nennen!

Wir danken allen Menschen, die mit viel Einsatz und Engagement diese großartige Feier möglich gemacht haben! Herzlichsten Dank!

Vielfältige Eindrücke von der Jubiläumsfeier geben Ihnen die folgenden Bilder und der Bericht von Teresa Jakovlev, unsere ehemalige Werkstudentin, die uns an beiden Tagen tatkräftig unterstützt hat.

Begegnungen und Erkenntnisse – Eindrücke vom Jubiläum der Zukunftsstiftung Landwirtschaft

Im Rahmen des Jubiläums der Zukunftsstiftung Landwirtschaft hatte ich die Gelegenheit, viele spannende Gespräche zu führen und faszinierende Menschen kennenzulernen – alle mit ganz unterschiedlichen Anknüpfungspunkten an die Zukunftsstiftung Landwirtschaft.

Ich sprach mit verschiedenen Gästen, und jede Geschichte, die sie zur Zukunftsstiftung geführt hatte, war einzigartig. Einer der Besucher erzählte mir etwa, dass er seit vielen Jahren spendet, weil ihm die biodynamische Landwirtschaft besonders am Herzen liege. Er und seine Frau betrieben einen kleinen Hof und hielten bis 2023 sogar noch eigene Schafe.

Ein besonders berührendes Gespräch hatte ich mit Heike. Für sie markierte die Jubiläumsfeier zugleich ein Ende und einen Anfang. Über eine familiäre Verbindung war sie auf die Arbeit der Stiftung aufmerksam geworden, nachdem sie auf einem landwirtschaftlichen Hof aufgewachsen war. Über viele Jahre hinweg unterstützte sie aus Überzeugung für die Projekte die Arbeit der Stiftung durch regelmäßige Spenden. Nun steht sie an einem Wendepunkt: Sie gibt den Hof ihrer Familie ab und sucht auf dem Jubiläum neue Impulse, um die Idee des Altenteils in einer freieren Form weiterzudenken. Besonders eindrücklich war für mich ihr Satz: „Die Wertschätzung, dass aus der Landwirtschaft unsere Werte kommen – das ist hier besonders.“ Dieser Gedanke fasst für mich treffend zusammen, was mich an der Veranstaltung und an der Arbeit der Zukunftsstiftung Landwirtschaft berührt.

Eine weitere Familie berichtete, sie sei über die GLS Bank zur Stiftung gekommen. Durch den Bankspiegel wurden sie auf die Projektarbeit aufmerksam und sind nun seit 30 Jahren engagierte Spender*innen. Es war schön, diese langjährige Verbindung durch den gemeinsamen Genuss von hausgemachtem Frozen Yogurt mit hofeigener Erdbeersoße und Krokant zu feiern.

Was alle Besucher*innen des Jubiläums, so unterschiedlich ihre Geschichten auch waren, miteinander verband, war ein echtes Interesse daran, wie unsere Welt auf den unterschiedlichsten Ebenen zusammenhängt. Besonders im Hinblick auf das Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur im landwirtschaftlichen Kontext. Offenheit, Neugier und Freundlichkeit prägten jede einzelne Begegnung. Diese Menschen – wie unzählige andere in den letzten 25 Jahren – in echten Kontakt zu bringen, ist eine große Leistung der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Daraus entsteht Gestaltungsfreude und Energie.

All diese Gespräche und Erkenntnisse haben in mir ein tiefes Gefühl der Verbundenheit hinterlassen – mit den Menschen, den Tieren, den Pflanzen und der Idee einer anderen Landwirtschaft. Diese offen, vielfältig, lebendig und anregende  Atmosphäre über diese zwei Tage hinweg, spiegelte sich auch in der musikalischen und kulinarischen Gestaltung des Festes wider! 

Diese Geschmackserlebnisse, verbunden mit inspirierenden Workshops und Vorträgen, machten die Tage zu einem Fest der Sinne und des Lernens. Ich konnte – zumindest in Ansätzen – begreifen, woher dieser besondere Unterschied kommt. Insgesamt hat sich mein Blick dafür geschärft, was wesentlich ist. Dafür, wie man Tiere und Pflanzen als eigenständige Wesen wahrnehmen und verstehen lernen kann und was das in der Praxis bedeutet.

Tief bewegt hat mich der Moment, als deutlich wurde, dass es tatsächlich möglich wäre, acht Milliarden Menschen auf biodynamischer Grundlage zu ernähren und was es gesellschaftlich bedeuten würde, den Gedanken zuzulassen, dass es genug für alle gibt. 
 

Eine Tafel mit der Aufschrift "25 Jahre Zukunftsstiftung Landwirtschaft - Herzlich Willkommen"

"Die Feier zum 25-jährigen Bestehen der Zukunftsstiftung war für mich eine Reise in die Vergangenheit und in die Zukunft: Freunde aus 25 Jahre ökologischer Landbau treffen und sich mit ihnen auszutauschen, zurückblicken auf das Erreichte, neue Inspiration durch den Austausch und die interessanten Vorträge erhalten und Kraft durch das Zusammensein Gleichgesinnter zu tanken. Ich danke der Zukunftsstiftung für diese sehr gelungene und hervorragend organisierte Jubiläumsfeier."

Dr. Stefan Dreesmann, Leiter des Projektes Deutsch-Ukrainische Kooperation Ökolandbau

Gäste melden sich bei der Jubiläumsfeier an.
Foto: Stephan Münnich
Carl Vollenweider und Gäste im Zuchtgarten
Foto: Stefan Münnich
Oliver Willing begrüßt die Gäste auf der Bühne.
Foto: Stephan Münnich
Eine Gruppe tanzt im Kreis einen Volkstanz.
Foto: Stephan Münnich

"25 Jahre Zukunftsstiftung Landwirtschaft - das ist ungefähr so lang wie ich alt bin, insofern kann ich mir ganz gut vorstellen, wie viel sich in all diesen Jahren schon entwickelt hat und gewachsen ist. Auf einem so vielfältigen und geschichtsträchtigen Hof wie dem Dottenfelder Hof mit einer solch bunten Mischung an Menschen gemeinsam zurück, aber vor allem auch auf aktuelle Fragen und Chancen zu blicken war zweifelsohne inspirierend und bereichernd. Ich würde mir wünschen, dass sich in Zukunft auch mehr Menschen aus meiner Generation für diese Themen und Einrichtungen interessieren und stark machen, denn den Wandel zu einem sozial-ökologischen Agrarsystem schaffen wir nur gemeinsam!“

Levke Seefeld

Die Gäste der Jubiläumsfeier sitzen in der Saatguthalle.
Foto: Stephan Münnich
Eine Gruppe steht vor einen Stall und erhält eine Führung
Foto: Stephan Münnich
Eine Hand berührt eine grüne Getreideähre
Foto: Stephan Münnich

Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft fördert seit dem Jahr 2000 gemeinnützige Initiativen, Bildungsprojekte und wissenschaftliche Arbeiten, die sich für die Stärkung und Weiterentwicklung der ökologischen Landwirtschaft einsetzen. Dank der Unterstützung von Spender*innen, Unternehmen und Stiftungen wurden in 25 Jahren über 30 Millionen Euro an 1.500 Projekte vergeben. 

Die Förderung ökologischer Züchtungsinitiativen, die neue Sorten für den Ökolandbau entwickeln, ist seit der Gründung ein Schwerpunktthema der Stiftung. So konnten in den letzten 25 Jahren Projekte mit einem 23 Millionen Euro unterstützt werden. Das Ergebnis sind rund 230 zugelassene Getreide-, Gemüse- und Obstsorten, die samenfest, gentechnikfrei und an die Bedingungen im Ökolandbau angepasst sind. 

Dazu passend engagiert sich das 2002 von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft gegründete Berliner Büro Save our Seeds durch Netzwerk-, Kampagnenarbeit und Bildungsarbeit für Gentechnikfreiheit und Ernährungssouveränität. 

In der ökologischen Tierzucht konnten unter anderem die Entwicklung mehrerer Zweinutzungshühnerrassen als auch eine artgerechtere Rinderzucht gefördert werden. Zudem wurden immer wieder Forschungsprojekte zu den Themen Boden, Düngung und Artenvielfalt sowie Landkäufe für gemeinnützige Höfe, Schulbauernhöfe und Bildungsprojekte unterstützt. 

Insbesondere der Bildungsfonds und die Förderung von Schulbauernhöfen werden in der Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen, denn sie stellen ein wichtiges Gegengewicht zur Digitalisierung dar, die für junge Menschen zunehmend den Alltag bestimmen wird.