Grafik: Neonfisch.de

Stop Gene Drives

Kettenreaktion in der Natur

Stop Gene Drives

Für eine Weile schien die Gentechnik von Europas Äckern abgewendet. Doch die Entdeckung des bakteriellen Immunsystems CRISPR-Cas als Manipulationsinstrument für pflanzliche und tierische DNA beschert der Technologie scheinbar einen zweiten Frühling. Und ein Déjà-vu: Verblüffend, mit welcher Präzision dabei die Versprechen der Gentechnik der 1980er Jahre wiederholt werden.

Die EU-Kommission nimmt nun eine Totalrevision der Gentechnikgesetzgebung in Angriff. Gene Drives sind die wohl gefährlichste Anwendung der CRISPR-Cas Technologie. Sie setzen die natürlichen mendel‘schen Gesetze der Vererbung außer Kraft. Ihre neuen Eigenschaften werden zu 100% an alle Nachkommen vererbt, ebenso der CRISPR- Manipulationsmechanismus selbst. Innerhalb weniger Generationen können so ganze Arten in der Natur unwiederbringlich umprogrammiert werden.

Die zunächst bevorzugte Anwendung der Gene Drive Entwickler*innen: Ganze Populationen oder sogar Arten auszurotten, indem sie beispielsweise nur noch männliche Nachkommen zeugen. Abgesehen von allen Sicherheitsfragen, überschreiten Gene Drives dabei eine fundamentale Grenze. Bisher sollten einzelne Kulturpflanzen unter Beachtung von Sicherheitsvorkehrungen gegen ihr Auskreuzen in die Natur gentechnisch manipuliert werden. Jetzt soll die Natur selbst nach kurzfristigen Agrar-, Gesundheits- oder Bioökonomie-Interessen gentechnisch zugerichtet werden. Wir fordern von der Bundesregierung, der Europäischen Union, der Internationalen Naturschutz Union und der UN Konvention für biologische Vielfalt ein weltweites Moratorium für die Entwicklung und Freisetzung von Gene Drive Organismen.