Gute Gründe für die ökologische Landwirtschaft
Grundlagen und Argumente
Der ganzheitliche Ansatz der biologischen Landwirtschaft ist das innovativste und wichtigste landwirtschaftliche Zukunftsmodell, das uns zur Verfügung steht. Mit Hilfe des Ökolandbaus können wir nachhaltig und artgerecht gesunde Lebensmittel produzieren, Fauna & Flora schützen und zugleich schonend mit natürlichen und nicht erneuerbaren Ressourcen umgehen.
Das ist zukunftsfähige Landwirtschaft – für die Natur, für uns und die uns nachfolgenden Generationen.
Bei der ökologisch zertifizierten Tierhaltung stehen das Wohl und die natürlichen Bedürfnisse der Tiere an oberster Stelle. Neben der vorgeschriebenen Mindestgröße der Stallplätze, gehört dazu auch die Möglichkeit eines Freilaufs oder Weidegangs. So können die Tiere mit der natürlichen Witterung in Kontakt kommen und ihrem arttypischen Verhalten wie dem Grasen, Wühlen oder Picken nachkommen. Auch in den Ställen müssen die Tiere jederzeit ungehinderten Zugang zu Futterstellen und Tränken haben und genügend Frischluft und Tageslicht erhalten.
Extrem schmerzhafte Eingriffe wie das Kupieren (kürzen) von Schwänzen, das Abkneifen von Zähnen oder das Stutzen der Schnäbel bei Geflügel sind in der Öko-Haltung entweder verboten oder nur unter Auflagen erlaubt. Kastrationen bei Schweinen dürfen nur noch mit Betäubungsmitteln und/oder der Verabreichung von Schmerzmitteln stattfinden.
Die Tiere werden mit ökologisch und gentechnikfrei erzeugten Futtermitteln versorgt. Nur in Ausnahmefällen, wenn keine ausreichenden Mengen in ökologischer Qualität am Markt verfügbar sind, dürfen konventionelle, gentechnikfreie Futtermittel genutzt werden.
Die Haltung der Tiere erfolgt im Ökolandbau flächengebunden. Das bedeutet, dass die Anzahl der Tiere je Flächeneinheit begrenzt ist. So wird verhindert, dass eine übermäßigen Menge an Dung anfällt, der nicht sinnvoll auf den regional vorhandenen landwirtschaftlichen Flächen genutzt werden könnte. Denn jedes „zu viel“ dieses eigentlich wertvollen, natürlichen Düngemittels, das nicht zeitnah von den Pflanzen und Bodenorganismen aufgenommen werden kann, gelangt in Grund- und Oberflächengewässer, wo es die natürlichen Kreisläufe aus dem Lot bringt.
Um die Tiere auf den Bio-Höfen gesund zu halten, sind dort vorbeugende Maßnahmen das oberste Gebot. Die artgemäße Tierhaltung, die Auswahl von robusten und an natürliche Haltung angepassten Rassen, hochwertige Futtermittel und die Förderung der Immunabwehr durch Auslauf und Weidegang sind dabei die wichtigsten Grundlagen. Die vorbeugende Behandlung mit chemisch-synthetischen Arzneien, Antibiotika oder die Nutzung von Hormonpräparaten zur Fortpflanzungskontrolle ist in jedem Fall verboten.
Erkranken Tiere dennoch, werden im Ökolandbau überwiegend aus Pflanzen gewonnene (phytotherapeutische) und homöopathische Arzneimittel genutzt. Im Notfall und um das Leiden des Tieres zu verhindern, können auf Anweisung eines Tierarztes/einer Tierärztin auch konventionelle Arzneimittel und Antibiotika verabreicht werden. Werden diese Mittel verwendet, darf das Tier bzw. dessen Erzeugnisse erst nach einer vorgeschriebenen Wartezeit verarbeitet und „ökologisch“ vermarktet werden.
Die Wartezeit ist dabei doppelt so lang, wie die in der konventionellen Haltung vorgeschriebene. Wird ein Tier mehr als dreimal im Jahr mit chemisch-synthetischen Arzneien oder Antibiotika behandelt, dürfen die daraus gewonnenen Erzeugnisse nicht mehr als ökologisch-zertifiziert verkauft werden. Tiere die bereits nach einem Jahr geschlachtet werden, dürfen nicht mehr als einmal entsprechend behandelt worden sein.
Der ökologische Landbau fördert die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensräumen, wohingegen die intensive Landbewirtschaftung heute als einer der Hauptverursacher des Artenschwundes gilt. Doch, wo entsteht Vielfalt und wo geht sie verloren?
Überraschenderweise finden sich die Hot-Spots der Artenvielfalt an Standorten, die besonders nährstoffarm sind. Dies können z. B. Wiesen, Weiden oder auch Quellbereiche von Flüssen sein. Nur wahre Überlebenskünstler fühlen sich hier zu Hause, was zu zahlreichen Spezialisierungen von Tieren und Pflanzen führt. Auch die Grenzgebiete von unterschiedlichen Lebensräumen, wie z. B. zwischen Wald und Wiese oder Acker und Hecke sind besonders artenreich.
Konventioneller Landbau führt häufig zu einem Austrag von überschüssigen Düngemitteln, die über das Oberflächen- oder Grundwasser auch sensible, nährstoffarme Gebiete erreichen, dort eine starke Nährstoffanreicherung verursachen und zahlreiche Arten verschwinden lassen.
Auch der Einsatz von Pestiziden, die intensive Bodenbewirtschaftung, das Entfernen von Hecken, Ufer- und Ackerrandstreifen oder die zu häufige Wiesenmahd zerstören Lebens- und Nahrungsraum von blütenbesuchenden Insekten, Bodenorganismen und zahlreichen anderen Tieren und Pflanzenarten.
Im Gegensatz dazu fördert der im Ökolandbau vorgeschriebene Verzicht auf Herbizide und chemisch-synthetische Pestizide, die zurückhaltende, angepasste biologische Düngung und die bewussten Bodenpflege die Artenvielfalt. So finden sich Studien zu Folge auf Bio-Äckern deutlich mehr Arten als auf konventionell bewirtschafteten. Engagierte Bio-Betriebe schaffen mit dem bewussten Erhalt oder mit der Neuanlage von Hecken, Wildblumenstreifen oder Brachflächen zusätzliche Rückzugsräume für Fauna und Flora.
Die Landwirtschaft ist einer der Hauptverursacher von Klimagasen. Zurückführen lässt sich dies vor allem auf den hohen Energieverbrauch bei der Produktion von mineralischen Düngemitteln und synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Im Ökolandbau wird auf den Einsatz dieser Helfer verzichtet und entsprechende Emissionen eingespart. Auch Emissionen von Lachgasen, die beim Einsatz der Mittel entstehen, können so reduziert werden.
In der ökologischen Bodenbewirtschaftung wird eine Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit und der Aufbau von Humus angestrebt – mit positiven Auswirkungen für den Klimaschutz. Denn je höher der Humusgehalt im Boden, desto mehr CO2 kann dort gespeichert werden. Ökologische Landwirtschaft hat damit sogar das Potential, zusätzliche CO2-Emissionen zu binden.
Weitere Pluspunkte in der Klimabilanz sammelt die biologische Landwirtschaft mit ihrem grundsätzlich geringeren Viehbesatz je Hektar, der überwiegend betriebseigenen bzw. regionalen Futterproduktion und dem Verzicht auf klimaschädlich produzierte Futtermittel aus Übersee (z.B. Soja und Mais). Nicht zuletzt bekommen Öko-Tiere mehr Raufutter (Grünfutter bzw. Heu oder Stroh), weshalb im Ökolandbau mehr Grünland bewirtschaftet und verstärkt Ackerfutterbau betrieben wird. Beides führt zu einer erhöhten Speicherung von CO2.
Ob im Grundwasser, Flüssen, Seen oder in den Meeren – unsere Landbewirtschaftung hinterlässt ihre Spuren. Rückstände von stickstoff- und phosphorhaltigen Düngemitteln, chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Tiermedikamenten können selbst in unserem Trinkwasser gefunden werden. Der Ökolandbau ist beim Thema Wasserschutz klar im Vorteil. Durch den Verzicht auf synthetische Pestizide, dem geringeren Einsatz von Tiermedikamenten und das Bemühen, möglichst ausgewogene Nährstoffkreisläufe herzustellen und z. B. eine Überdüngung der Felder zu vermeiden, verhindert oder reduziert er eine Reihe von wasserbelastenden Stoffen.
Fruchtbare Böden sind kostbar und eine wichtige Grundlage unserer Ernährung. Jegliche Art der Bodennutzung stellt jedoch immer auch einen störenden Eingriff in das natürliche Bodengefüge dar. Mit der Ausbringung von organischem Dünger und einer vielfältigen Fruchtfolge schont und fördert der Ökolandbau aktiv die Regeneration der Bodenstruktur, ein vielfältiges, gesundes Bodenleben sowie die Anreicherung von Humus. Damit kann die Fruchtbarkeit eines Bodens unter biologischer Bewirtschaftung sogar erhöht werden.
Stabile und wie im Ökolandbau ganzjährige von einer Kultur bedeckte Böden sind zudem besser vor Erosion und dem Verlust wertvoller Humussubstanz geschützt. Sie verfügen über eine höhere Wasserspeicherfähigkeit und sind ein wichtiger Beitrag zur Hochwasserprävention.
Der Weltagrarbericht der Vereinten Nationen und der Weltbank (2008) kam zu einem deutlichen Fazit: Der Hunger der Welt wird sich nicht mit der in den Industriestaaten betriebenen intensiven Agrarwirtschaft oder gentechnischen Methoden besiegen lassen. Die Lösung liegt vielmehr in den Händen der Millionen Kleinbauern und -bäuerinnen weltweit. Sie sind es, die schon heute einen Großteil der Ernährung sicherstellen.
Die traditionellen Anbaumethoden der Schwellen- und Entwicklungsländer sind dabei häufig nicht weit von den Grundprinzipien des Ökolandbaus entfernt – die Wirksamkeit von organischem Dünger, einer vielfältigen Fruchtfolge und natürlicher Pflanzenschutzmittel sind seit Jahrtausenden bekannt.
Mit Hilfe weiterentwickelter ökologischen Anbau- und Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen kann die biologische Bewirtschaftung dabei auch auf ertragsschwachen Böden nachhaltige Produktivitätssteigerungen erreichen. Und das ohne Nebenwirkungen, wie die Abhängigkeit der Landwirte und Landwirtinnen von kostenintensiven synthetischen Düngemitteln, Pestiziden oder genetisch verändertem Saatgut der globalen Agrarkonzerne.
Im Ökolandbau ist deutlich mehr Handarbeit nötig als auf konventionellen, intensiv bewirtschafteten Betrieben. Zugleich sind Bio-Betriebe tendenziell diversifizierter, d. h. sie führen mehrere Betriebs- und Verarbeitungszweige wie z. B. Bäckereien oder Käsereien. Da sich die ökologische Bewirtschaftung auch unter ungünstigen Anbaubedingungen lohnen kann, können Bio-Höfe strukturschwache Regionen bereichern, neue Arbeitsplätze schaffen und Perspektiven ermöglichen.
Wiesen- und Weidelandschaften, Hecken, Feuchtbiotope, Streuobstwiesen und bunt blühende Wegraine sind belebende Elemente unserer traditionellen und erst durch die landwirtschaftliche Nutzung entstandenen Kulturlandschaft. Wir Menschen empfinden solche von vielfältigen Strukturen durchzogenen Landschaften, als erholsam und belebend. Der Erhalt und mitunter auch die Neuanlage dieser für die Artenvielfalt unverzichtbaren Landschaftselemente, ist für viele Bio-Betriebe wichtiger Bestandteil ihres Bewirtschaftungskonzeptes.
Die Anwendung gentechnischer Methoden ist im Ökolandbau verboten, da sie dem Grundverständnis einer ganzheitlichen Landbewirtschaftung widersprechen. Die Natur sollte nicht nach Belieben des Menschen manipuliert werden – auch wenn dies rein technisch möglich ist. Die „grüne Gentechnik“ bringt Risiken mit sich, die bis heute nicht vollständig erfasst und bewertet werden können. So können genmanipulierte Organismen das komplexe und von uns nach wie vor nicht umfassend durchschaute Beziehungsnetz der Ökosysteme verändern und stören. Auch die gesundheitlichen Folgen für den Menschen sind nicht ausreichend erforscht.
Unter diesen Umständen ist es unverantwortlich, genetisch veränderte Pflanzen in freier Natur auszusetzen – sei es zu Forschungszwecken oder im direkten Anbau. Einmal freigesetzt kann eine Verbreitung und Einkreuzung in Wild- und Kultursorten nicht wieder rückgängig gemacht werden – ein Vorgang mit nicht absehbaren Folgen.
Mit vielen gentechnisch veränderten Sorten ist zudem die Anwendung von Pestiziden verbunden, die auf die jeweilige Sorte abgestimmt sind. So vernichtet z. B. das Monsanto-Spritzmittel „Roundup“ alle Pflanzen auf dem behandelten Acker – nur entsprechend gezüchtete Sorten sind gegenüber dem Unkrautvernichter resistent.
Abgesehen von den ökologischen Folgen führt die Anwendung solcher Sorten, zu einer unnötigen, für die Bauern und Bäuerinnen in Entwicklungsländern sogar existenzbedrohenden Abhängigkeit von den meist global agierenden Agrarkonzernen.
Monitorings der Lebensmittelüberwachung zeigen, dass Bio-Lebensmittel häufig weniger mit Pestizid- und Arzneimittelrückständen sowie Schwermetallen belastet sind und niedrigere Nitrat-Werte aufweisen als Lebensmittel aus konventioneller Landwirtschaft. Dies ist auf das Verbot entsprechender Stoffe und der eingeschränkten Düngemittelverwendung im Ökolandbau zurückzuführen. Einige Untersuchungen lassen zudem vermuten, das Bio-Lebensmittel tendenziell mehr sekundäre Pflanzenstoffe enthalten, denen eine gesundheitsfördernde Wirkung, wie z. B. Blutdrucksenkung, nachgesagt wird.
Doch auch die Produktion der Lebensmittel selbst, ihr Anbau und ihre Herstellung hat Einfluss auf die menschliche Gesundheit. Im Ökolandbau sind die dort beschäftigten Personen und die direkte Umwelt grundsätzlich weniger gesundheitsgefährdenden Substanzen ausgesetzt, da z. B. auf chemische Pestizide verzichtet wird.