02.08.2022

Wie Bio können Hochleistungskühe sein?

Die Biofach, die Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, fand coronabedingt das erste Mal im Sommer statt. Das Messezentrum in Nürnberg stand Ende Juli vier Tage ganz im Zeichen der Bio-Branche.

Neben dem Messeevent werden auf der Biofach in Gesprächsrunden und Vorträgen die aktuellen Entwicklungen in der Bio-Landwirtschaft, der Lebensmittelbranche und der Politik thematisiert. Unter dem Titel: „Wie Bio können Höchstleistungskühe sein?“ wurde über die Zukunft der ökologischen Rinderzucht diskutiert. Die Veranstaltung organisierte der Tierzuchtfonds.
Auf dem Podium saßen: Frigga Wirths (Deutscher Tierschutzbund), Carsten Scheper (Ökologische Tierzucht gGmbH), Sigfried Meyer (Demeter-Landwirt), Annika Bromberg (Tierzuchtfonds). Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Niels Kohlschütter (Schweisfurth Stiftung).

Einleitend stellte Annika Bromberg dar, wie stark die Milchleistung in den letzten Jahren zugenommen hat. Von 6 208 kg je Kuh und Jahr im Jahr 2000 auf 8 455 kg je Kuh und Jahr in 2020. Gerade der frühe Beginn des Milchgebens führt laut Frigga Wirths zur Unterernährung und Krankheitsproblemen bei den Tieren. Denn die Kuh nutzt die Energie für die Produktion der Milch, obwohl sie noch im Wachstum ist und die Energie eigentlich für den Aufbau der Körpermasse benötigt.

Im ökologischen Landbau ist man bisher von Tieren aus der konventionellen Zucht abhängig. Doch da inzwischen fast 90 % der Besamungsbullen aus Embryonentransfer stammen und diese Technik im ökologischen Landbau verboten ist, wird die Auswahl für den Ökolandbau immer geringer. Hier muss dringend weiter an einer eigenen Zucht gearbeitet werden, so der Appell von Carsten Scheper.

Sigfried Meyer hat als Landwirt und Rinderzüchter seinen Weg gefunden. Er hält drei Kuhfamilien auf dem Hof, aus denen er abwechselnd den aktuellen Deckbullen zieht. Das macht ihn weniger abhängig von den Entwicklungen in der Rinderzucht. Um die genetische Vielfalt in den Kuhfamilien zu erhalten, braucht aber auch er ab und an einen Bullen von außen.

Alle Sprecher*innen der Veranstaltung waren sich einig: Alternative Zuchtprojekte sind dringend nötig, um die ökologische Rinderzucht langfristig zu stärken!

Der Tierzuchtfonds fördert aus diesem Grund gemeinnützige Zuchtprojekte, z.B. der ökologischen Tierzucht gGmbH. Wenn Sie diese wichtige Arbeit auch unterstützen wollen, können Sie hier für den Tierzuchtfonds spenden.

Der Tierzuchtfonds ist eine gemeinsame Initiative des Deutschen Tierschutzbundes, der Schweisfurth Stiftung und der Zukunftsstiftung Landwirtschaft.

Die Fleckviehherde von Siegfried Meyer auf der Weide.

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